Manche Leute scheuen sich ihre Zeichnungen zu zeigen. Andererseits erfreuen sich manche an den Reaktionen die sie dadurch in anderen hervorrufen. Aber was denken die Zeichnungen über sich selbst oder über ihre künstlerischen Kollegen und Kolleginnen? In einer Gruppentherapiesitzung kommen fünf animierte Figuren zusammen, jede mit ihrem eigenen Duktus. Ihre Diskussion pendelt zwischen Chaos und Absurdität, mit einigen Momenten der Klarheit und berechtigten Forderungen aus der Gefühlswelt von jedem. Auch der Therapeut, der die Sitzung leitet, hat seine Besonderheiten. Er ist eine klar definierte Zeichnung mit scharfen Konturen und Flächenfüllungen und bewegt sich wie eine 2D Marionette.
Da ist eine Dame, aus Aquarelle und Tusche gezeichnet und mit beschränkter Beweglichkeit animiert, sie offenbart ihre Befürchtung beim Ausgehen in der Stadt. Der Analytiker versucht sie zu beruhigen und erklärt, dass sie alle jetzt zusammen stehen – ich nehme an, um einander zu helfen. Allerdings passiert das nicht in dem Zeitraum, in dem wir sie beobachten. Ein gestisches Bild beschwert sich über die Person die ihn gezeichnet hat. Er ist aus einer losen Kritzelei aufgebaut und seine Animation ist sehr dynamisch.
Mit einem Wortspiel behauptet der Therapeut, dass das Bild nicht so gezeichnet werden solle (meint er die Sitzung? Oder die Zeichnungen selbst?), und er verteidigt die Subjektivität des Künstlers. Er bezieht sich vielleicht sowohl auf die Wahrnehmung des Künstlers als auch auf seinen Willen die Figuren in einer bestimmten Weise abzubilden. Darum gehe es schließlich in der Animation, so der Therapeut. Eine schwarz/weiß gemalte junge Frau, die zarter animiert ist als die anderen, sagte dem gestisch gezeichneten Typ, dass sein Zeichner nicht so talentiert mit dem Stift sei. Als Antwort droht er, einen Farbeimer auf sie zu werfen (ein indirekter Hinweis auf die Werkzeuge in digitalen Bildbearbeitungsprogrammen). Pass bloß auf dass alle deine Linien geschlossen sind, fügte er hinzu.
Das Unbehagen der Figuren dehnt sich aus. Und zwischen den Zeilen erkennen wir jede Menge Witze, die auf den Beruf des Animators gerichtet sind. Die Dame fühlt sich nicht akzeptiert in einer Gesellschaft die mit dem allgemeinen Geschmack nichts anfangen kann. Der gestische Typ stellt den Geschmack selbst infrage und bezweifelt die Idealstandards. Dem Therapeut zufolge, auch wenn man von Fantasie spricht, wünschen jedoch alle, dass alles realistisch aussieht. Von dort aus fällt er in einen Krisen-Loop (noch ein scherzhafter Kommentar bezogen auf die Animation), mit Bezug auf den Zeitmangel und fehlendem Talent seiner Mutter ... ihn vermutlich besser zu zeichnen und zu animieren. In der Sitzung sind auch andere Beschwerden thematisiert: es fehlt der jungen Frau an Farbe, und das kindliche Bild ist von seinen eigenen chaotischen Bewegungen verstört.
Wie der Titel verrät, nehmen fünf Zeichentrickfiguren an einem Spiel teil, jeder ist mit einem anderen Zeichenstil und einem eigenen Dialekt und eigener Umgangssprache dargestellt. Dieser Film legt uns humorvoll die Belange des Autors offen: die geringe Akzeptanz des Anderen, die Konflikte des Künstler-Animators, den Einheitsgeschmack der Zuschauer und die Verschärfung einer vermutlichen Fantasie überlagert mit Realismus.
Text – Tania de León Yong
Marcus Zilz, geboren 1982 in Köln, absolvierte eine Ausbildung zum Fein- werkmechaniker und arbeitete in den Bereichen Tontechnik, Schauspiel und Musik. Nach dem Studium an der KHM (2007–2012) gründete Marcus Zilz mit Kollegen das Animationsfilmkollektiv hi&Moinsen und arbeitet nun überwiegend als Sounddesigner, Sprecher, Musiker und Animationskünstler. Am allerliebsten in den Bereichen Animations- und Experimentalfilm. Aber auch bei Tanz wird gerne ja gesagt! Mit Unterstützung des Kulturamts der Stadt Köln und Ulrich Weiß stellte er 2020 ein Tonstudio für die freie Szene fertig.