Dieses Drama handelt von Unversöhnlichkeiten: der maßlose, der delirierende, der verliebte, der werdende, der süchtige Körper im Widerstand gegen Berechnung, gegen die Vereinnahmung durch Zeitmodi, welche die sinnliche Wahrnehmung unter- und überschreiten, gegen die Formung durch Gesetze, Geometrien, Grammatiken, Programme.
Es sind Variationen der Gegenwehr des Realen, die Oliver Schwabe in seiner Installation zusammen führt. Der aus der Flugmaschine gehängte Kopf des Fliegers, der den heftigen entgegenkommenden Windströmungen standzuhalten versucht, scheint sich in einer Art vorbereitendem Training zu befinden gegenüber dem Kopf des Astronauten, der in einer Beschleunigungsmaschine zum vollends anorektischen Körper getrimmt wird.
Beide erscheinen, getrennt und stumm miteinander korrespondierend, auf zwei schwarz-weißen, auf den Rücken gelegten Monitoren. Sie sind Passage zur großflächigen Inszenierung in einem separaten Raum: Ein junger Mann schwimmt in einem Test-Becken gegen die Strömung an; er kommt keinen Zentimeter voran, Stillstand, trotz höchster physischer Anstrengung.
Die tiefen Frequenzen der Geräusche aus den Lautsprechern versetzen den künstlichen Raum in vibrierende Schwingungen. Der Großprojektion gegenüber schwingt ein Lampion in extremer zeitlicher Verfremdung vor dem hellen Licht der Erkenntnis, der Sonne, als ob er die durchweg männlichen Anstrengungen gegen die Apparaturen von Zeit zu Zeit höhnisch kommentierte.
Subjektivität ist eine Erfahrung in der ersten Person, und zwar an der Grenze.
Text - Prof. Dr. Siegfried Zielinski
Oliver Schwabe realisiert seit über 20 Jahren als Autor, Regisseur und Kameramann Spiel- und Dokumentarfilme für das Fernsehen und das Kino. Seine Arbeit umfasst zahlreiche TV-Dokumentationen (arte, NDR, WDR, rbb) und Kinodokumentarfilme die popkulturelle Themen behandeln, sowie das serielle Format der „Videotagebücher“, das er von 1998-2010 regelmäßig für den NDR in Hamburg betreut und herausgibt.
Darüberhinaus interessieren ihn dokumentarisch inspirierte Mischformen und Formate, die die Grenzen des Genres ausloten und die er sowohl für das Kino als auch für das Fernsehen umgesetzt hat.
Schwabe hatte an der KHM studiert und ist derzeit als nebenberuflicher Vertretungsprofessor für Fernsehdramaturgie und kreative Fernsehproduktion tätig.